„Die Liebe Christi eint die Welt“

Ökumenischer Rat der Kirchen kam in Karlsruhe zusammen

Die Gruppe aus der hannoverschen Landeskirche mit Dörte Behn-Hartwig (2. Reihe von vorne, schwarz-weiße Bluse) in Karlsruhe. Foto: Cordula Schmid-Waßmuth
Die Gruppe aus der hannoverschen Landeskirche mit Dörte Behn-Hartwig (2. Reihe von vorne, schwarz-weiße Bluse) in Karlsruhe. Foto: Cordula Schmid-Waßmuth

„Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“ – unter dieser Überschrift fand Anfang September die 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe statt. 800 Delegierte aus den 352 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern der Welt absolvierten dabei ein straffes Tagungsprogramm mit Plenar- und weiteren Gremiensitzungen, mit Wahlen, Diskussionen und Beratungen. Sie feierten tägliche Andachten und trafen sich in sogenannten Homegroups, um über die täglichen Bibeltexte zu sprechen, aber auch um mit Menschen aus ihrer Region in Kontakt zu bleiben. Viel Aufmerksamkeit fand auch das Begleitprogramm, zu dem unter anderem die Stadt Karlsruhe und Gastgeberkirchen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz eingeladen hatten.

Neben den Delegierten besuchten auch mehrere Tausend Gäste die Vollversammlung, unter ihnen eine gut 30-köpfige Gruppe aus der Landeskirche Hannovers. Aus dem Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen war Dörte Behn-Hartwig aus der Kirchengemeinde St. Martini Brelingen dabei: Ihr war dieser Besuch als langjährige Vorsitzende des Ausschusses für Mission, Ökumene und Partnerschaft im Kirchenkreis und engagierte Organisatorin der Partnerschaft mit dem südafrikanischen Kirchenkreis Odi ein besonderes Anliegen.

"Das Motto war tatsächlich spürbar"

„Das Motto des Treffens war tatsächlich spürbar“, berichtete Behn-Hartwig nach ihrer Rückkehr aus Karlsruhe. „Vor allem in den vielen Begegnungen mit Menschen aus aller Welt, die freundlich und neugierig aufeinander zugingen. Bei mir stellte sich das Gefühl ein, Teil einer globalen Kirche zu sein, die bunt und vielfältig ist.“ Besonders spürbar geworden sei dieses Gefühl im gemeinsamen Gesang während der Morgenandachten, in denen Lieder aus aller Welt in vielen Sprachen von Menschen aus aller Welt gesungen wurden. „Als ‚Weltgebetstagsfrau‘ hat es mich besonders berührt, als das traditionelle WGT-Lied von Hunderten von Mitgliedern unterschiedlichster Kirchen weltweit gesungen wurde“, erzählt Behn-Hartwig weiter.

Beeindruckt zeigte sie sich auch von den thematischen Plenarsitzungen, in denen Kirchenvertreter:innen aus allen Kontinenten zu Wort kamen und ihre Anliegen in den Fokus rückten. „Sie konnten ihre Wünsche und Erwartungen formulieren, sei es, Kirchen angesichts des Klimawandels zum Handeln aufzufordern oder für Gerechtigkeit unter den Geschlechtern und für die Stärkung benachteiligter Menschen einzutreten.“ Es sei eindrücklich gewesen, in welcher Weise hier miteinander geredet wurde: voller Wertschätzung und mit der Bereitschaft, einander zuzuhören. Als spannend nahm Behn-Hartwig auch verschiedene Workshops, unter anderem zum Thema „Kirche und Rassismus“ wahr, ebenso eine Lesung mit Sarah Vecera, Autorin des Buches „Wie ist Jesus weiß geworden?“.

Feier der Ökumene – trotz aller Uneinigkeiten

„In Karlsruhe konnte die lebendige Ökumene gefeiert werden – bei allen Unterschieden und auch Uneinigkeiten, die sich im abschließenden Dokument zum Thema Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten zeigten“, sagt Brot-für-die-Welt-Beauftragte Sabine Freitag aus dem Kirchenkreis Ronnenberg, ebenfalls Mitglied der Gruppe aus der hannoverschen Landeskirche. Zitiert werden in diesem Dokument Organisationen, die die Situation der palästinensischen Bevölkerung in Israel als „Apartheid“ bezeichnen; gegen diese Darstellung sprach sich unter anderem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in ihrem Statement aus. Im Abschlussdokument werden die unterschiedlichen Meinungen offen benannt – ein Ergebnis langer nächtlicher Beratungen, nachdem das Dokument am Tag zuvor nicht verabschiedet worden war. Grundsätzlich verabschiedet der Ökumenische Rat seine Beschlüsse im Konsens. Deutlich wurde in Karlsruhe schließlich auch der Wunsch der Jugend, in die Arbeit des Ökumenischen Rates eingebunden und dort mit ihren Zukunftsthemen stärker gehört zu werden.

Die Vollversammlung fand erstmals seit Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Deutschland statt. In der Regel kommen die Delegierten alle acht Jahre zusammen. In Karlsruhe wählten sie auch den Zentralausschuss, der bis zur nächsten Vollversammlung das wichtigste beschlussfassende Gremium ist und alle zwei Jahre tagt. Neuer Vorsitzender ist Bischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Der Zentralausschuss wählt aus seiner Mitte 20 Personen zu Mitgliedern des Exekutivausschusses. Der Exekutivausschuss tagt zweimal im Jahr.

Text: Sabine Freitag, Andrea Hesse

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