Leere Hände oder Gold, Weihrauch und Myrrhe?

Weg durch tiefen Schnee, aufgehende Sonne, Bäume
Foto: Alain Audet auf Pixabay

Hirten machen sich auf den Weg nach Bethlehem. Naturburschen. Und Weise aus dem Morgenland. Sternegucker. Sie alle wollen sehen, was geschehen ist. Ganz unterschiedliche Typen. Eine tiefe Sehnsucht treibt sie an. Sehnsucht nach Frieden auf Erden. Ach ja, Frieden …

Wir machen uns wieder auf den Weg zur Krippe. Ganz unterschiedliche Typen. Du und ich. Arme Schlucker und wohlsituierte Köpfe. Teilen wir noch die Sehnsucht der Hirten und Weisen nach Frieden auf Erden? Trotz Krieg in der Ukraine und in Nahost?

Die Hirten kommen mit leeren Händen. Darum kannst du auch in all deiner Armseligkeit und Friedlosigkeit kommen. Keine Gaben, die sie dem Kind in der Krippe schenken. Sie schenken sich selbst. Ihre Aufmerksamkeit. Ihren Zuspruch. Ihr Vertrauen. Können wir das noch? Einem anderen mit leeren Händen begegnen und solche Begegnung als Geschenk betrachten?

Anders die Sterndeuter. Sie kommen mit Gold, Weihrauch und Myrrhe. Auch derjenige, der hat, ja der richtig goldreich ist, kann zur Krippe kommen. Nebenbei bemerkt: Auch mit dem Reichtum deiner Seele hast du an der Krippe Platz. Vergiss nicht, was alles in dir steckt: Friedensstifter-Kraft. Gute Ideen. Kreativität. Menschlichkeit. Wärme.

Die Sterndeuter kommen mit Gold. Und mit Weihrauch. Der verbreitet beim Verbrennen einen angenehmen Geruch. Dem Stallgestank der unfriedlichen Welt wird ein Wohlgeruch entgegengesetzt. Das, was zum Himmel stinkt, hat an Weihnachten verloren.

Gold. Weihrauch. Und Myrrhe. Ein Bitterkraut. Ein Heilmittel. Man brauchte es für die Herstellung von Salben zur Wundheilung. Sie schenken, was sie selbst ersehnen. Für sich selbst und die Welt. Heilsein und Heilwerden. Mit der Myrrhe bringen sie auch all das zur Krippe mit, was in ihrem Leben schmerzt und bitter ist. Bringen Zeichen des Heils, damit er heilt. Darum haben an der Krippe alle bitteren Lebenserfahrungen ihren Platz – die damals und die heute. „Denn euch ist heute der Heiland geboren ...“

Du kannst also kommen – und nichts schenken. Mit leeren Händen. Wie die Hirten. Sie sind auch die „Wir-schenken-uns-nichts“-Weihnachtsfeiernden. Trotzdem bist du ein Schenkender. Schenkst anderen und dir Herzensoffenheit. Für Herzensoffenheit ist es gut, die Hände frei zu haben.

Oder du kommst mit dem Gold, dem Weihrauch und der Myrrhe deines Lebens. Also mit deinem Reichtum, auch dem Reichtum deiner Seele. Und mit allem, was müffelt in deinem Leben, denn für Wohlgeruch ist gesorgt.

Gesegnete Zeit auf Weihnachten hin!

Ihr und Euer Dirk Jonas
Superintendent

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