„Toll, was Ehrenamt mit fachlicher Hilfe leisten kann“

Fundraising-Team bringt neues Gemeindezentrum auf den Weg

Ein bisschen wie Moderner Zehnkampf: Christiane Höppner-Groth (von links), Dorothee Tauber, Anke Cohrs und Michael Hemme bringen ganz verschiedene Kompetenzen ein. Foto: Andrea Hesse
Ein bisschen wie Moderner Zehnkampf: Christiane Höppner-Groth (von links), Dorothee Tauber, Anke Cohrs und Michael Hemme bringen ganz verschiedene Kompetenzen ein. Foto: Andrea Hesse

„Was uns zusammengeführt hat und zusammenhält? Ganz klar: das Herzblut für diese Sache!“ Anke Cohrs, Michael Hemme, Christiane Höppner-Groth und Dorothee Tauber sitzen an diesem Tag wieder einmal zusammen und sprechen über das, was sie seit bald drei Jahren intensiv beschäftigt: den Bau des Gemeindezentrums „Alle(s) unter einem Dach“ in der evangelischen Kirchengemeinde St. Georg in Mellendorf. Das frühere Gemeindehaus am selben Standort war in einer Nacht im Januar 2020 aufgrund eines technischen Defektes von einem Feuer zerstört worden.

Michael Hemme, Christiane Höppner-Groth und Dorothee Tauber gehören zum Kirchenvorstand der Mellendorfer Gemeinde; Anke Cohrs ist Koordinatorin des Familienzentrums „emilie“, das seinen Standort und viel genutzte Räume im Gemeindehaus hatte. Die drei Frauen bilden gemeinsam mit Anke Kappler, Fundraiserin des Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen, das Fundraising-Team für das Gemeindezentrum; Ingenieur Michael Hemme, der sich von Berufs wegen mit Gebäudetechnik auskennt, ist so etwas wie der technische Leiter auf der Baustelle am Kirchweg. Auf ihn geht auch die Idee zurück, das Haus als modernes Gebäude, barrierefrei und für alle in der Gemeinde, neu aufzubauen.

„Die Ausnahmesituation nach dem Brand hat – nach dem ersten Schock – besondere Kräfte bei uns freigesetzt und auch von außen haben wir viele Hilfsangebote bekommen“, erzählt Höppner-Groth. Schnell stellte sich schon bei den ersten gemeinsamen Überlegungen heraus, dass die Gemeinde etwas anderes brauchte als den Wiederaufbau in der früheren Form: ein modernes Haus, in dem alle Gruppen und Aktiven aus Kirchengemeinde und Familienzentrum Platz finden. Auch dass das Gemeindezentrum barrierefrei sein sollte, war seit Beginn der Überlegungen klar; also musste ein Aufzug ins Obergeschoss eingeplant werden.

Mittlerweile ist der Schacht für den Aufzug gemauert, die Gebäudesohle liegt und die Innenwände werden gestellt. Die alten Außenmauern aus roten Ziegeln, die früher die Dorfschule beherbergten und den Brand überstanden hatten, konnten erhalten werden – zur besonderen Freude aller Beteiligten. „Wir arbeiten nachhaltig“, sagt Hemme. „Die Steine sind mehr als 100 Jahre alt und haben eine ganz andere Qualität als heute verwendetes Material.“

Klar ist aber auch, dass der Neubau alle Beteiligten viel Kraft kostet: „Das Zusammenschieben der Brandruine hätte uns weniger Nerven gekostet“, sagt Hemme und das Fundraising-Team nickt. So gab es etwa eine böse Überraschung, als Mauerteile abgestemmt werden mussten, weil an der gesetzlich festgelegten Raumgröße für eine Krippengruppe sechs Zentimeter fehlten. Auch die allgemeine Baukostensteigerung sorgte für schlaflose Nächte und viele Diskussionsrunden. Klar war darüber hinaus sehr schnell, dass die Versicherungssumme für den geplanten Neubau nicht reichen würde, obwohl die Gemeinde keineswegs etwas „Vergoldetes“ baut, wie Hemme betont.

In dieser Situation zeigte sich einmal mehr, was kirchliches Ehrenamt mithilfe fachlicher Unterstützung leisten kann: Die Bereitschaft zum Engagement und die Freude an der gemeinsamen Sache waren in Mellendorf vorhanden; die fachliche Expertise brachte Fundraiserin Anke Kappler mit. „Jede und jeder von uns hat verschiedene Kompetenzen eingebracht und sich um Finanzen, Organisation, Technik oder Kommunikation gekümmert“, erzählt Dorothee Tauber und Höppner-Groth ergänzt: „Das ist wie der Moderne Zehnkampf, für den es auch Fähigkeiten in verschiedenen Disziplinen braucht.“ Gebraucht haben sie und ihre Team-Kolleg*innen auch viel Durchhaltewillen, bis alle notwendigen Genehmigungen erteilt waren und das notwendige Geld dank zahlreicher Spenden, Dachziegel-Patenschaften, Fördermittel und Zuschüsse aufgebracht werden konnte.

Einig ist sich das Team darin, dass im kirchlichen Ehrenamt sehr viel bewegt werden kann – das neue Gemeindezentrum, das im Sommer 2023 eröffnet werden soll, ist hierfür ein gutes Beispiel. „Und dümmer wird man davon auch nicht“, zitiert Dorothee Tauber einen Lieblingsspruch ihres Vaters. Überrascht haben sie und das übrige Team immer wieder festgestellt, in welch anspruchsvolle Aufgaben sie sich erfolgreich einarbeiten konnten. Michael Hemme ist bei aller nervlichen Belastung froh darüber, dass er etwas umsetzen kann, was er schon als Kind im Elternhaus gelernt hat: „Du musst auch etwas für dein Dorf tun.“

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